Samstag, 3. Mai 2014

An euch, die ihr behinderte Menschen mit Prostituierten versorgt

Landgericht-frankfurt-2010-ffm-081
By Dontworry (Own work) [CC-BY-SA-3.0],
via Wikimedia Commons
Bei dem folgenden Text handelt es sich um eine Übersetzung aus dem Dänischen, mit freundlicher Genehmigung des Autors

Jetzt schalte ich mich mit all meiner Kraft in den Kampf gegen Prostitution ein. Diesen Beitrag habe ich lange vorbereitet. Teilt ihn gerne und übersetzt ihn in andere Sprachen.

Ich bin 22 Jahre alt, habe Autismus, ADHS und Zwangsstörungen (OCD). Ich befinde mich seit meinem sechzehnten Lebensjahr im dänischen Hilfesystem für behinderte Menschen. Ich habe herzliche, gebildete und talentierte Pädagog_innen kennengelernt. Und dennoch ...

Viele der Pädagog_innen, Psycholog_innen oder Sexualberater_innen haben eine Einstellung gemein: "Wir müssen behinderte Menschen einer professionellen Prostituierten zuführen, die sich freiwillig für diesen Job entschieden hat!" Um es geradeheraus zu sagen: Sie glauben daran, dass es Frauen gibt, die daran Spaß haben mit Männern für Geld Sex zu haben. In diesem Fall müssen Männer das Recht haben dies zu nutzen, vollkommen ohne schlechtes Gewissen!

Ich habe seit vielen Jahren keine Freundin. Es ist nicht weil ich nicht gerne eine hätte. Wenn ich zu meiner früheren Psychologin sagte "Ich hätte gerne eine Freundin", sagte sie: "Na dann geh los und kauf dir eine Prostituierte! Aber keine von der Istedgade [Straße in Kopenhagen]! Kaufe eine, die es freiwillig tut!" Das hat mich tief gekränkt. Es fühlte sich an als wäre mein Vertrauen missbraucht worden.

Eine Lehrerin hat eines Tages damit geprahlt, dass sie eine Prostituierte an einen vermittelt hat, der wegen Gewalttaten im Gefängnis sitzt. Und in zahlreichen Vorträgen über Beeinträchtigungen und Sexualität wurde mir vermittelt, dass Menschen mit Behinderung eine Prostituierte kontaktieren sollen, damit sie Sex haben können, so als würde Sex wie Äpfel auf den Bäumen wachsen und nur gepflückt werden müssen. Mir ist es egal ob der Sexkauf in Dänemark legal ist. Männer - und vor allem Pädagogen, die eine Verantwortung  für Menschen die auf Unterstützung, welcher Art auch immer, angewiesen sind, haben - sollten ihr Gewissen überdenken. Prostitution ist unwürdig - sowohl für den Käufer, als auch für die prostituierte Person selbst.



Ich hoffe von ganzem Herzen, dass ein Sexkaufverbot in Dänemark eingeführt wird. Dänemark ist bereits das Pattaya Skandinaviens geworden. Ein Sexualberater sagte mit vor Jahren: "Wie schade für dich, dass du keine Freundin hast. Ich könnte eine Prostituierte rufen und ihr von dir und deinen Bedürfnissen erzählen. Es gibt viele Frauen, die ihren Job wirklich leidenschaftlich ausüben". Ich bin vor Wut fast explodiert und schrie ihn an: "Ernsthaft: Glaubst du wirklich, dass es sich um puren Luxus handelt, wenn du 10 Männer am Tag befriedigen musst?" Er lachte nur und sagte: "So lange es legal ist, gibt es keinen Hinderungsgrund. Wenn behinderte Menschen Sex wollen, dann bin ich froh wenn ich ihnen eine Prostituierte zur Verfügung stellen kann!"

Ich möchte euch allen, die ihr mit Menschen mit Behinderung arbeitet - Pädagog_innen und Sexualberater_innen - sagen: So lange es legal ist Sex zu kaufen, werden Zuhälter den Gewinn mit ruhigem Gewissen abschöpfen. Wir leben offensichtlich immer noch in einer männlich dominierten Gesellschaft, obwohl wir eine weibliche Ministerpräsidentin und Geschlechtergleichheit in der königlichen Thronfolge haben.

Als der "Straffelovrådet" (Rechtsausschuss) (der ausschließlich aus Männern besteht) im November 2012 über ein Sexkaufverbot beriet, haben sie nicht einmal eine ehemalige oder aktive Prostituierte eingeladen, oder sich wenigstens mal einen schwedischen Polizisten kommen lassen, der ihnen hätte erklären können wie das schwedische Sexkaufverbot funktioniert.

Glücklicherweise bin ich nie zu einer Prostituierten gegangen. Mein Gewissen ist zu stark, und das macht mich glücklich. Es gibt glücklicherweise genug Möglichkeiten für behinderte Menschen jenseits dessen um den Druck loszuwerden. Und abgesehen davon ist Sex kein Menschenrecht. Glaubt mir: Ein Sexkaufverbot wäre der effektivste Weg im Kampf gegen Prostitution! Rauchen war bis vor wenigen Jahren akzeptiert und es wurde überall geraucht. Heutzutage hat sich die Einstellung der Menschen gegenüber dem Rauchen geändert. Das gleiche wird mit dem Kauf von Sex passieren, wenn man den Menschen verbietet Sex zu kaufen. Wartet mal ab wenn es heißt "Sexkäufer inhaftiert" - daran werden die Pädagog_innen ganz schön was zu knabbern haben. Und die Würde und das Gewissen behinderter Menschen werden nicht mehr angegriffen mit Angeboten durch ihre Begleiter, die ihnen Prostituierte vermitteln wollen.
An alle, die ihr euch einsetzt für ein Sexkaufverbot in Dänemark und dem Rest der Welt: Vereinigt euch!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen